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Großer Kurfürst feiert 400. Geburtstag

Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, mit Zepter, Harnisch, Kurhut und -mantel, Gemälde von Govaert Flinck, um 1652

Einer der bedeutendsten Persönlichkeiten, die in der Hohenzollerngruft unter dem Berliner Dom bestattet sind, ist Friedrich Wilhelm von Brandenburg, genannt der Große Kurfürst. Aus Anlass seines 400. Geburtstages erinnern wir an den – nicht unumstrittenen -  preußischen Herrscher.

Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, wurde am 16. Februar 1620 geboren. Seine Lehrjahre verbrachte er in den Niederlanden, die ihm später zum Vorbild werden sollte. Darauf deutet auch seine erste Ehe mit Luise Henriette von Oranien hin, die ihm u.a. seinen Sohn gebar, der als König Friedrich I. (1657-1713) in die Geschichte einging.

Der erste große europäische Konflikt, der 30jährige Krieg, prägte die ersten Lebensjahrzehnte und den Regierungsantritt 1640 von Friedrich Wilhelm. Sein Hauptverdienst liegt folglich darin, das vom Krieg verheerte, teilweise entvölkerte Land zu konsolidieren, die Verwaltung zu reformieren, die Wirtschaft neu zu beleben und die Kriegsfolgen allmählich zu überwinden. Um sich in der europäischen Mächtekonstellation zu behaupten, etablierte er das stehende, also dauerhafte Heer. Die steigenden Militärausgaben finanzierte er mit höheren Steuern für die Bevölkerung.

Durch geschicktes politisches Handeln erlangte er mit den Verträgen von Wehlau und Oliva 1657 und 1660 die Souveränität über das Herzogtum Preußen und schuf damit die Grundlage zum späteren Aufstieg Brandenburg-Preußens zur europäischen Großmacht. Durch den Sieg über die Schweden in der Schlacht von Fehrbellin 1675 erwarb er sich den Beinamen „Großer Kurfürst“. Der in greifbare Nähe gerückte Gewinn Vor-Pommerns mit Stettin blieb jedoch aus. Der mit der Errichtung von Groß Friedrichsburg in Westafrika beabsichtigte Erwerb von Kolonien einschließlich des Handels mit Sklaven blieb Episode.

Von kirchenpolitischer Bedeutung sind das - allerdings ergebnislose - Berliner Religionsgespräch 1662/63 und die beiden damit in Verbindung stehenden Toleranzedikte von 1662 und 1664 zu nennen. Die Bevölkerung war nach dem Konfessionswechsel Kurfürst Johann Sigismunds zum Kalvinismus 1613 lutherisch geblieben. Ihren Theologen wurde bei Androhung von Strafe jegliche Polemik gegen die Reformierten untersagt. Das Edikt von Potsdam 1685 hatte neben dem Toleranzgedanken v.a. auch wirtschaftliche Gründe. Führte doch die Ansiedlung von ca. 15.000, aus Frankreich geflohenen Hugenotten zur Belebung der heimischen Wirtschaft.

Für den Berliner Dom errichtete Friedrich Wilhelm 1658 mit dem Domkirchendirektorium erstmals eine Behörde, die über die Einkünfte und Ausgaben der Oberpfarr- und Domkirche „die Inspection und Direction“ hatte und der mit Vicekanzler Lucius von Rhaden, Hof- und Kammergerichtsrat Philip Wambold von Umbstedt und Leibmedicus Otto Bötticher hochrangige reformierte Beamte angehörten.

Der am 9. Mai 1688 gestorbene Kurfürst wurde im Berliner Dom bestattet. Für ihn und seine zweite Frau Dorothea von Holstein-Glücksburg entwarf Arnold Nering die beiden, heute unter der Orgelempore aufgestellten Prunksarkophage.

Von seinem Urenkel - Friedrich dem Großen - geht die Legende, er habe anlässlich der Umbettung der Hohenzollernsärge in den barocken Domneubau 1749 am geöffneten Sarg Friedrich Wilhelms dessen Hand ergriffen und geäußert: „Messieurs, der hat viel gethan.“

Bitte beachten Sie: Die Hohenzollerngruft ist wegen Bau- und Sanierungsarbeiten ab dem 1. März 2020 für voraussichtlich drei Jahre geschlossen. Weitere Informationen finden Sie hier.

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