01.03.20 - Baubeginn in der Hohenzollerngruft
Ab dem 1. März 2020 schließt der Berliner Dom die Tore zur Hohenzollerngruft für zwei umfangreiche Bau- und Sanierungsprojekte, die voraussichtlich bis zum Frühjahr 2024 dauern werden. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt rund 18 Millionen Euro, wovon die Domgemeinde 10% übernimmt. Gefördert werden die Projekte vom Land Berlin über die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Infrastruktur" (GRW) und der Beauftragten für Kultur und Medien.
Mit beiden Projekten zur Weiterentwicklung und zur touristischen Infrastruktur in der Hohenzollerngruft übernehmen der Berliner Dom und die privaten wie öffentlichen Geldgeber Verantwortung für den Zustand der historischen Grablege. Ziel ist es, mit beiden Projekten die Hohenzollerngruft zu einem würdevollen Ort der Totenruhe und zu einem bedeutenden Erinnerungsort deutscher Geschichte umzugestalten.
90 Personen aus dem Haus Hohenzollern, darunter berühmte wie König Friedrich I., Königin Sophie-Charlotte, Königin Elisabeth Christine und der Große Kurfürst sind in der Hohenzollerngruft bestattet. „Mit unseren Projekten“, erklärt Dombaumeisterin und Projektleiterin Sonja Tubbesing „stellen wir die Hohenzollerngruft als wichtigste dynastische Grablege Deutschlands auch sichtbar und erfahrbar in eine Reihe mit den bedeutendsten Grüften Europas, wie zum Beispiel der Kapuzinergruft in Wien“.
Mit ihren kunsthistorisch wertvollen Särgen aus fünf Jahrhunderten ist die Gruft zudem ein einmaliges Dokument dynastischer Sepulkralkultur in Deutschland. Am 20. November 1999 wurde die Hohenzollerngruft erstmals für die Allgemeinheit geöffnet. 2019 besichtigen rund 765.000 BesucherInnen aus dem In- und Ausland Kirche und Grablege.
Projekt 1 – Sanierung der Hohenzollerngruft
Der ursprüngliche Zugang zur Hohenzollerngruft lag vor dem 2. Weltkrieg in der Denkmalskirche. Im Rahmen des Umbauprojekts wird der Eingang in die Nähe dieser historischen Treppe zurückverlegt. Zukünftig gelangen BesucherInnen dann direkt von der Predigtkirche über den nordöstlichen Treppenabgang in die Hohenzollerngruft. Das hat nicht nur historische, sondern auch liturgische Gründe, erklärt der Geschäftsführende Domprediger Michael Kösling: „Wir haben als Kirche hier einen Schatz, der die existentielle Dimension des Menschen berührt. In dem Moment, wo unsere Besucherinnen und Besucher aus der hellen, prächtigen Predigtkirche hinabsteigen in die dunkle Grablege, werden sie einen Moment innehalten. Solche Ruhemomente, in denen wir Menschen - und sei es nur für Sekunden - auf uns selbst zurückgeworfen werden, sind für jeden besonders wertvoll.“
In der Hohenzollerngruft betreten die BesucherInnen zukünftig zuerst einen neuen Informationsbereich. Wertvolle Grabbeigaben, kurze Animationsfilme und ein interaktives Gruftmodell laden zum Verweilen ein. Die BesucherInnen erfahren zukünftig in dem neuen Raum Wissenswertes zur Geschichte der Grablege, der Hohenzollern-Familie und Geschichten über die Menschen, die in der Gruft bestattet sind.
Zum Schutz der historisch wertvollen Sarkophage erhält die Hohenzollerngruft erstmals eine Klimaanlage. Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen hatten in der Vergangenheit regelmäßig dazu geführt, dass sich an den Särgen Schimmel und Risse bildeten und Farbschichten abplatzten. Durch die Technik wird zudem die Raumluft für die BesucherInnen verbessert.
Außerdem wird in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt ein neues Lichtkonzept erarbeitet. Ziel ist es, durch vorsichtigen Einsatz von Lichtelementen die Raumstimmung als Grablege zu betonen und gleichzeitig Nischen, Kreuzgewölbe und die gesamte Raumarchitektur sichtbar werden zu lassen. Auch soll die Aufmerksamkeit der BesucherInnen vorsichtig auf kunstgeschichtlich oder historisch besondere Sarg-Details wie Stoffbespannungen, Farben, Vergoldung, Reliefs und Verzierungen gelenkt werden.
Mit dem Umbau erhält die Hohenzollerngruft ihre bauzeitliche Sargaufsstellung eines Gräberfeldes zurück. Dabei entfällt der Kreuzgang in der Mitte der Gruft, zukünftig stehen die Särge – ähnlich wie vor dem II. Weltkrieg - wieder nebeneinander. Neu hinzu kommt ein Altar- und Andachtsbereich im Osten der Krypta, direkt unter dem Altar der Predigtkirche. Dieser Altar ist in den historischen Bauzeichnungen Raschdorffs deutlich zu erkennen und wird jetzt erstmals umgesetzt.
Projekt 2 – Infrastruktur und Barrierefreiheit
Ein grundsätzlicher Mangel der Hohenzollerngruft wie auch des gesamten Berliner Doms ist die eingeschränkte Barrierefreiheit. Besucherinnern und Besucher mit eingeschränkter Mobilität können im Moment nur mit Hilfe des Sicherheitspersonals in den Dom und die Gruft gelangen. Dafür müssen Besucherinnen und Besucher auf dem Bauhof beim Pförtner klingeln, der diese dann über den Lastenfahrstuhl ins Haus geleitet. Das domeigene Museum ist für Mobilitätseingeschränkte und Gehbehinderte überhaupt nicht erreichbar.
Mit Hilfe unseres Projektes beenden wir diesen unhaltbaren Zustand und schaffen für Dom und Hohenzollerngruft ab 2024 Barrierefreiheit.
Zukünftig wird ein frei bedienbarer Aufzug auf der Nordseite des Domes Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit in die Domarkaden bringen. „Darauf freuen wir uns besonders, dass die Domstufen nach dem Umbau für niemanden mehr ein Hindernis sein werden“, so Projektleiterin und Dombaumeisterin Sonja Tubbesing. Von den Domarkaden aus gelangen alle gleichermaßen über die großen Portale in den Dom. Im Haus selbst wird parallel zum Besuchertreppenhaus im Südturm ein Aufzug eingebaut, der vom Gruft- bis zum Museumsgeschoss reicht.
Zudem vergrößern wir die sanitären Anlagen im Untergeschoss des Berliner Doms und richten auch diese barrierefrei ein, ebenso wie Dom-Shop und Dom-Café. Beide Bereiche sollen zukünftig mehr Raum erhalten, besucherfreundlicher sein und zum Verweilen nach einem Dom-Rundgang einladen. Sie sind von außen auch für BesucherInnen des Humboldt Forums und der angrenzenden Museumsinsel zugänglich und ergänzen das touristische Angebot am Lustgarten.