Tambour

Restauratorische und statische Ertüchtigungsmaßnahme

Bestandserfassung
An der Fassade des sich ab einer Höhe von 29 m über dem Zentralbau des Berliner Doms erhebenden Tambours befinden sich an den flächigen Abschnitten, den ornamentalen und figürlichen Gliederungen sowie dem Skulpturenschmuck verschiedenste Beschädigungen. Zu den typischen Schadensbildern zählen insbesondere die partiell auftretenden starken Substanz- und Oberflächenverluste (Loslösung von Schalen und Steinen aus dem Fassadenverbund), wodurch ein geregelter Wasserablauf an weiten Teilen der Fassade nicht mehr möglich ist. Die Folge sind erhebliche Schalenbildungen an den Steinoberflächen. Zudem sind die Verfugungen an vielen Elementen im erheblichen Maße gestört. Das Schadensbild reicht von einfachen Rissen in den Fugenflanken bis hin zum vollständigen Verlust. Auch alte Mörtelergänzungen sind im Laufe der Jahre stark zurückgewichen und schadhaft.

Infolge dieser Beschädigungen dringt bereits seit Jahrzehnten ungehindert Feuchtigkeit in den Stein, so dass sowohl Materialität als auch bauzeitliche künstlerische Ausprägung des Tambours und damit des gesamten Doms im aktuellen Zustand stark gefährdet sind.

Um weitere Verluste hinsichtlich Material und Erscheinungsbild sowie das Herabfallen einzelner Gesteinsbrocken zu verhindern, ist eine restauratorische und statische Ertüchtigungsmaßnahme dringend erforderlich. Dabei müssen am Tambour gelockerte Gesteinsgefüge gesichert und gegebenenfalls durch neues Material ergänzt und schadhafte oder zum Teil vollständig fehlende Fugen instandgesetzt oder ausgetauscht werden. Ebenso bedarf es der Schließung von oberflächlichen wie auch statischen Rissen in den Natursteinen als Folge korrodierter Stahlanker und -träger, um ein weiteres Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern.

Die Ertüchtigung des Tambours erfolgt in insgesamt vier Bauabschnitten zu jeweils 35m. Zu Beginn der Maßnahme wird eine Musterachse angefertigt, die 50% einer der vier Bauabschnitte abbildet.


Maßnahmenbeschreibung
Ziel der Ertüchtigungsmaßnahme ist die unter technischen und ästhetischen Gesichtspunkten Wiederherstellung einer intakten Fassade des Tambours unter dem größtmöglichen Erhalt der originalen bauzeitlichen Substanz. Hierfür sind konservatorische und restauratorische Grundleistungen wie die Instandsetzung der Natursteinoberflächen und der Fugen erforderlich.

Diese Maßnahme bezieht sich auf eine Natursteinoberfläche von insgesamt 2.778m² und damit auf etwa 44% der gesamten Fassadenoberfläche des Berliner Domes mit 6.270m².

Der auf den Oberflächen aufliegende Schmutz sowie die Krusten werden durch den Einsatz einer Niederdruckmikrotrockenstrahlreinigung und partieller Dampfstrahlreinigung entfernt. Dabei handelt es sich um ein besonders schonendes Verfahren, das Verkrustungen wie beispielsweise Gips, biogener Bewuchs, Verschmutzungen und Staub beseitigt, aber weitere Substanzverluste an den Natursteinen verhindert. Im Anschluss an die Reinigung werden nicht mehr intakte und sandende Natursteinoberflächen gefestigt.

Durch die Maßnahme sollen stark entfestigte Zonen zur Verhinderung erheblicher Form- und Substanzverluste gesichert und damit eine dauerhafte Konsolidierung dieser Bereiche sowie die Wiederherstellung eines ausgeglichenen Festigkeitsprofils erreicht werden. Um wieder eine funktionierende Oberfläche des Steins zu erlangen, ist ein konservatorischer Oberflächenverschluss nötig. Das Schließen von kleinen Rissen, Rinnen, Löchern und Hohlräumen im Bösch- und Schlämmverfahren mit Steinergänzungsmassen, die hinsichtlich der Wasseraufnahme auf null tendieren, ist ebenso wichtiger Bestandteil dieser Maßnahme.

Defekte Altverfugungen werden behutsam ausgearbeitet und mit materialtechnisch und farblich angepasstem Fugenmörtel wiederhergestellt. Nicht mehr intakte Altergänzungen und Vierungen werden, wenn möglich und aus technischer Sicht vertretbar, in der Fassade belassen und konservatorisch überarbeitet.

Ist ein Erhalt der Altergänzung nicht möglich, werden diese behutsam ausgearbeitet. Die Fehlstellen werden im Vorfeld geschlämmt, um so eine bessere Haftung zu gewährleisten. Farbe und Struktur der Neuergänzung werden der direkten Umgebung angepasst. Größere und hängende Fehlstellen werden zur Verstärkung mit einer drei mm V4A-Gewindestange versehen. Kriegsbeschädigungen werden als Spuren der Zeit- und Baugeschichte belassen.

Bereiche, an denen sich bauzeitliche Befestigungsmittel in Form von Klammern, Trägern etc. befinden und an denen Schäden erkennbar sind, werden geöffnet und diese metallischen Bauelemente, soweit wie möglich, mit Korrosionsschutz behandelt. Außerdem werden zur Gewährleistung der Sicherheit und Langlebigkeit in die geöffneten Bereiche neue Edelstahlklammern und Nadeln gesetzt.
 

Musterachse
Zu Beginn der restauratorischen und statischen Ertüchtigungsmaßnahme wird eine sogenannte Musterachse angefertigt. Die Musterachse bildet mit etwa 15,5m in der Breite ein Achtel des gesamten Tambours ab. Die Maßnahme hat mit der Gerüststellung Ende Februar 2024 begonnen und wird voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen.


Die Arbeiten für die Musterachse umfassen folgende Maßnahmen:

  • Voruntersuchungen
  • Reinigungsarbeiten
    • Reinigung im Niederdrucktrockenstrahlverfahren
    • Krustenreduzierung mittels Ammoniumcarbonatkompressen
    • Salzreduzierung durch Kompressen
  • Natursteinarbeiten 
  • Ergänzungsarbeiten
    • Oberflächenbearbeitung
    • Natursteinergänzungen
    • Neuverfugung
    • Vierungen aus Naturstein
    • Retuschierarbeiten
  • Statische Maßnahmen
    • Rissverschluss
    • Rückverankerung + Vernadelung
    • Korrosionsschutz

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